Blühfeldgottesdienst 2024 in Hirzbach
"Es soll nicht aufhören ..." 1. Mose 8, 22

Predigt über 1. Mose 6-8
 Von Jörg Hillig, Markus Christ und Hartmut Schneider

Jörg Hillig:
Wir haben die Geschichte von Noah und der Sintflut gehört. Das ist ja schon verrückt, da lesen wir im ersten Kapitel der Bibel am Ende, als letzte Aussage:
Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe es war sehr gut.
Und nun lesen wir nur 5 Kapitel später:
Gott bereut es, dass er die Menschen gemacht hat.
Da stellt sich für mich schon die Frage, was ist denn hier schief gegangen?
Denn es ist nicht nur so, dass Gott es bereut, sondern es hat für Gott die Konsequenz, dass er die gesamte Schöpfung vernichten will. Und das hat einen Grund. Die Menschen, die Gott über die Schöpfung setzt, wenden sich von ihm ab und fragen nicht mehr nach Gott. Sie gehen mit anderen und der Schöpfung nicht liebe voll um.
Gott sah, wie groß die Schlechtigkeit der Menschen war und dass in ihren Herzen nur Schlechtes und böse Gedanken waren. Ich bin immer wieder überrascht, zu was für Taten Menschen in der Lage sind. Wie grausam Menschen sein können.
Dieses Verhalten der Menschen hat für Gott die Konsequenz die Menschheit zu ersäufen.
Doch einer findet Gnade vor Gott. Noah. Auch er ist nicht perfekt. Das wesentliche, was den Unterschied macht, ist, dass ihm Gott nicht egal ist. Er fragt nach Gottes Willen und versucht so zu Leben wie es gut und richtig ist. Doch auch das würde ihn nicht retten. Dass was ihn rettet, ist ein Wesenszug Gottes. Noah findet Gnade vor Gott. Er hat es sich nicht verdient, sondern er bekommt es von Gott geschenkt.
Dies ist ein Wesenszug Gottes, der sich von den ersten Kapiteln der Bibel bis zum Ende in die Offenbarung durchzieht.
Gott ist gnädig!
Es ist Gnade, dass Gott Noah genaue Anweisung gibt wie er und die Schöpfung die Sintflut, oder wie es mein Rechtschreibprogramm vorschlug, Sündenflut überlebt. Bevor die Menschen alles zerstören, greift Gott ein. Er Vernichtet alles, bis auf einen gnädigen Rest.
Die Familie Noah und eine Arche voller Tiere.
Und am Ende dieser Katastrophe in Kapitel acht sagt Gott:
Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des Menschen Herzens ist böse von Jugend auf.
Und Gott schließt einen Bund mit uns Menschen. Warum macht Gott das? Weil er die Menschen unendlich liebt. Und Gott versucht es in der Geschichte mit uns Menschen immer wieder. Er begegnet auch uns heute noch in dieser Liebe. Und er ist auch heute noch ein gnädiger Gott, der mit uns in Gemeinschaft leben möchte. Er möchte auch dir in seiner Liebe begegnen und dir wie Noah das Leben schenken.
Ein Leben in seiner Gegenwart und in seinem Frieden, nicht weil wir es verdient haben. Sondern weil er dich unendlich liebt.

Markus Christ:
Wie viel Weisheit in den uralten biblischen Geschichten steckt. Und wie viel Aktualität.
Ich höre die Geschichte so: Der Mensch schlägt über die Stränge und kennt seine Grenzen nicht mehr (‚der Menschen Bosheit war groß auf Erden, und die Erde ist voller Frevel‘).
Noah und seine Familie haben wohl versucht, da nicht mitzumachen, anders zu leben – schwierig, wenn alle anderen anders sind. Zu einem Sonderling in den Augen der anderen ist dann Noah gewiss vollends geworden, als er in normalen Zeiten mit dem Bau dieses Riesenkastens Arche anfing. Lächerlich! Wird schon alles nicht so schlimm kommen. Es ist ja schon immer noch alles gut gegangen.
Aber, wir haben es gehört: Gottes Zorn war groß.  Und die alles verschlingende Flut ist dann das, was aus dem Tun der Menschen und der Verletzung von Gottes lebensschaffenden Grenzen resultiert.
Steigende Wasser, wie heute der Meeresspiegel. Oder die ‚Jahrhunderthochwasser‘, die sich alle paar Jahre wiederholen. Und immer noch nicht wollen wir umkehren, wie damals. Wir wollen lieber weiter wirtschaften wie bisher.
So kam das Unheil, wie es kommen musste. Und Noah war gewissermaßen von Gott mit dem Artenschutz beauftragt. Blühfelder waren durch die Wasser nicht mehr möglich, aber die Arche bot genug Platz für alles Leben. Gut, dass Noah auf Gott gehört hatte. Und interessant in dieser alten Geschichte: Es hätte ja heißen können: Die wilden Tiere bleiben draußen und ‚der Wolf musste jämmerlich ersaufen‘, wie im Märchen von den 7 Geißlein. Hier ganz anders: „dazu alles wilde Getier nach seiner Art, alles Gewürm, das auf Erden kriecht, und alle Vögel“ usw.
Heute wissen wir, wie alles von Gott geschaffene Leben zusammenhängt, wie jedem, auch dem kleinsten Lebewesen, sein Würde zukommt und seine Bedeutung im großen Ganzen, und dass nicht die wilden Tiere das Problem für Gottes Schöpfung sind, sondern wir Menschen. Noah konnte sich nicht aussuchen, welche Arten er mit in die Arche nimmt und welche Arten nicht. Die Arche sollte alle fassen. Wertschätzen sollen wir das Geflecht des Lebens, wo eine Art auf die andere angewiesen ist, ein unglaublich vielfältiges, sensibles und wunderbares Gleichgewicht, dass sich da gebildet hat. Hier in Ihren wunderbaren Blühfeldern bekommen wir eine Ahnung davon, wenn wir es hier summen und brummen hören, die Vielfalt der Blüten und Pflanzen sehen, und auch einmal unten am und im Boden nachschauen, was da alles so wächst. Das sollten wir auch mit unseren Kindern viel mehr machen: Genauer hinsehen, so ein Stück Boden nehmen, nach Regenwürmern, diesen wunderbaren Gärtnern, Ausschau halten, und den Springschwänzen, Bärtierchen, Milben und Würmer und wie die Vielfalt unter unseren Füßen alles heißt. Nachher werden wir ja auch singen: Eine Handvoll Erde, schau sieh Dir an, Gott sprach einst, es werde, denke daran…
Als endlich dann nach den Wochen der allesverschlingenden Sintflut wieder die Wasser abliefen und der Boden sichtbar wurde, baute Noah zuerst Gott einen Altar, er betete. Und Gott hat versprochen: Er macht die Erde nicht mehr kaputt. Dieser Bund steht. Der Regenbogen ist Zeichen – und diesen Bund schließt Gott nicht nur mit dem Menschen, sondern auch mit den Tieren (Gen 9,9: Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch, an Vögeln, an Vieh und an allen Tieren des Feldes bei euch, von allem, was aus der Arche gegangen ist, was für Tiere es sind auf Erden).
Gottes Bund steht. Nur wir Menschen können ihn missachten. Oder Gutes weiterbauen: Wie hier, mit den Blühfeldern: Danke für diese ‚kleine Archen‘. Hoffnungszeichen inmitten einer geschundenen Welt.

Hartmut Schneider:

Meine Erinnerung
Ich erinnere mich gerne an die Landwirtschaft meiner Kindheit. An die Arbeit auf dem Feld und im Stall. An die Arbeit mit Menschen und Tieren. Auf dem Hof und in den Scheunen. Auf den Äckern, Wiesen und Weiden.
Ich erinnere mich an die Gerüche. Den Geruch frisch gepflügter Ackererde. In zwei Handvoll davon soviel Lebewesen wie es Menschen auf der Erde gibt. Die Scheunen zum Spielen. Den Geruch von Getreide in der Blüte und – ganz anders - nach der Ernte: brotig und rund. An den Geruch von frisch gemähtem Gras, der sich so sehr vom trocknenden Heu unterscheidet. Und, ich erinnere mich an das Summen von Bienen und anderen Fluginsekten auf der Suche nach blühenden Pflanzen. Reichtum, Vielfalt und Genuss.
Es soll nicht aufhören …
Gottes Zusage gilt: Ein Angebot zum Leben und zum Überleben. Ein Versprechen auf Gegenseitigkeit.
Blühwiesen, … die Glasarche – Eine Hommage an die Natur und das Leben
Wälder und Parklandschaften, Äcker, Wiesen und Weiden:
Ruhepole und Orte der Entschleunigung, die sich täglich verändern.
Eine Einladung zur bewussten Auseinandersetzung mit unserer Umwelt.
(Die Glasarche: „In leicht geneigter Position …, dass die Bewahrung der Natur- und Kulturlandschaft in Menschenhand liegt.“)

Wie werden alle satt?
Eine berechtigte Sorge: Brauchen wir nicht jeden m² Nutzfläche zum Überleben?
Können wir uns Brachen und Biotope überhaupt leisten? Bei der Antwort ist sich die Wissenschaft einig: Wir brauchen Biotope und Schutzräume, auf Dauer oder in der Fruchtfolge wie hier auf den Blühwiesen, unbedingt. Sonst gefährden wir unsere Lebensgrundlagen insgesamt!
 
Wunder der Schöpfung 
Wenn ich mit offenen Augen und bewusstem Sinn durch die Welt gehe, achtsam wahrnehmend.
Dann erlebe ich jeden Tag aufs Neue das Wunder des Lebens – in aller Vielfalt und Schönheit. Zusammenhänge, die zu einem nach wie vor klitzekleinen Teil von der Wissenschaft gemessen werden können. 
Die Biodiversität ist der „Maschinenraum“ der Schöpfung.
Meine Erkenntnis: Was dort im Detail geschieht, entzieht sich (weitgehend) unserer Kenntnis und unserer Aufmerksamkeit. Dazu der aktuelle Stand der Bodenkunde: Das Bodenleben können wir wiegen und messen, einige Zusammenhänge können wir nachvollziehen, den Nutzen für das Ganze können wir noch immer nur erahnen. 

Mein Fazit 
Das Blühwiesenprojekt, das Hammersbacher Hofgemüse, der Kapellenhof, um Nachhaltigkeit ringende Landwirtschaft und Tierhaltung, eine vielfältige Ernährung. Das sind für mich hoffnungsvolle Beispiele. 
 
Natur ist für Juden, Christen und Muslime als Schöpfung das Geschenk des Lebens, verbunden mit dem Auftrag zum verantwortlichen Bebauen und Bewahren. 
Wir sind zur Verantwortung befreit, das ist die Erkenntnis aller Philosophie und Religion. 
Wir sind alle miteinander verbunden, verbunden mit allem Lebendigen. Das ist die Überlebensgrundlage seit es Menschen gibt.
Kooperation ist die Herausforderung.

Achte das Geschenk des Lebens. 
Achte deine Mitmenschen und gehe bei alle dem achtsam mit dir selbst um. 
Denn:  "Es soll nicht aufhören …" 

Amen